Von Straßen und Kandidaten - Ghana wählt Präsident und Parlament
Im globalen Superwahljahr 2024 wurden auch in Ghana in der sogenannten General Election der Präsident und das Parlament neu gewählt. Silas Sula Gmangel, Vorsitzender des SYC berichtet uns im Newsletter Sommer23, was das für das SYC und Saboba bedeutet.
Verteilung der registrierten Wahlbevölkerung im Alter von 18-35 Jahren (Quelle: Electoral Commission Ghana, Election Infographics, 2020, https://ec.gov.gh/elections-gallery/#statistics, letzter Zugriff: 15.12.2024)
Hintergrund
Am 7.12. waren die Menschen in Ghana aufgerufen sowohl einen neuen Präsidenten als auch die 275 Abgeordneten eines neuen Parlaments zu wählen.
Der vorherige Amtsinhaber im Präsidialamt, Nana Akufo-Addo (NPP), stand nach zwei vollen Amtzeiten nicht mehr zur Verfügung. Während in vielen anderen afrikanischen Ländern ein Machtwechsel oft Sorge bereitet, kann Ghana auf drei Jahrzehnte der geordneten und friedlichen Übergabe der Regierungsgeschäfte zurückblicken und auch 2024 reiht sich in diese Tradition ein.
Bestimmend für den Wahlkampf waren die Positionen der zwei führenden Parteien National Democratic Congress (NDC) und New Patriotic Party (NPP). Deren Kandidaten waren auch die einzigen mit einer realistischen Chance ins Präsidialamt einzuziehen unter den 12 Angetretenen.
Thematisch standen vor allem die schlechte wirtschaftliche Situation des Landes (bis zu 54% Inflation Ende 2022, steigende Armut, Notwendigkeit auf den Internationalen Währungsfonds (IWF) zuzugehen) und illegaler Goldbergbau als Umweltproblem im Vordergrund.
Was ist für den SYC und Saboba wichtig?
Saboba ist Teil der Nördlichen Region in Ghana (in der Grafik oben hellgrün im Nordosten eingefärbt). Bei der letzten Hauptwahl in 2020 waren dort mit knapp 660.000 Menschen fast 2/3 der registrierten Wahlbevölkerung im Alter von 18-35. Es überrascht deshalb nicht, dass die Wahlen auch das SYC beschäftigen.
Quelle: OpenStreetMap
Zentrales Anliegen des SYC ist dabei der Zustand der Zufahrtsstraßen von Yendi nach Saboba. Die südliche, direkte Route ist ca. 58 km lang (blau in der Karte), von denen 3 km entlang des Black Volta Flusses verlaufen. Es sind diese 3 km, die für Saboba jedes Jahr zum Verhängnis werden. Im August und September tritt der Fluss regelmäßig über die Ufer und setzt beide Zufahrtsstraßen unter Wasser. Saboba wird so für bis zu 6 Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Folgen sind vielfältig: medizinische Transporte nach und von Tamale fallen aus, Waren können nicht mehr transportiert werden, Lokalunternehmen und der örtliche Handel kommen zum Erliegen, immer wieder ertrinken Menschen, die versuchen die Flut zu durchqueren. Janis, der 2023 nach Saboba reiste, war damals selbst fast von diesen Fluten betroffen. Er und Silas mussten wegen Überschwemmungen auf die Route über Wapuli nach Yendi ausweichen (dunkelgrün in der Karte). Einen Tag später wurde auch die Ausweichstraße für 2 Tage unpassierbar.
“This has become a thorn in our flesh in the case of medical referrals to the regional level at Tamale and beyond. It also put every trade and business to a standstill for a period of six weeks. It has led to people losing their lives through the floods, especially those who try to cross with boats and those that cannot be referred for advanced medical attention outside of Saboba within that time frame.”
Silas Sula Gmangel, Vorsitzender des SYC
Das SYC nutzte den Wahlkampf dazu, um mit den Kandidierenden, die auch Saboba besuchten, über die Straßenzustände zu sprechen und so hoffentlich eine Befestigung der oft überschwemmten Teile zu erreichen. Hierfür organisierte das SYC gemeinsam mit anderen Akteur*innen bereits im August 2023 Demonstrationen, zu denen auch Vertreter der lokalen Regierungsbehörden eingeladen wurden. Auch das Jugend- und Kinderparlament wurde aktiv, um ihre Anliegen an Verantwortliche heranzutragen. Zu diesen zählte neben den Zufahrtsstraßen auch der fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser, der in vielen Gemeinschaften ein ernsthaftes Gesundheitsproblem darstellt. Cholera und Typhus sind dort leider noch immer verbreitet.
Ergebnisse
John Mahama (NDC), der frühere Präsident und Vorgänger von Nana Akufo-Addo konnte sich gegen seinen Mitbewerber Mahamudu Bawumia (NPP) mit dem deutlichsten Vorsprung durchsetzen, den es bei Hauptwahlen in Ghana seit 24 Jahren gegeben hat. Der 65-Jährige feiert mit 56.6 % der Stimmen nach der Wahlniederlage 2020 ein Come-back und verspricht Ghanas Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Mit ihm zieht auch die erste weibliche Vize-Präsidentin Ghanas in das Präsidialamt ein, Jana Naana Opoku Agyemang. So groß der Vorsprung auf Bawumia auch ist, ganz unerwartet kommt der Sieg von Mahama nicht. Bisher hat noch keine der beiden führenden Parteien länger den Präsidenten gestellt als für zwei Amtszeiten. In der Nördlichen Region, in der auch Saboba liegt, gewann die NDC mit 57.9 % der Stimmen auch eine deutliche Mehrheit. Die NPP konnte sich insgesamt nur in drei Regionen durchsetzen.
weitere Quellen:
BBC/Favour Nunoo, Danai Nesta Kupemba and Natasha Booty, ‘Victorious John Mahama promises new beginning for Ghana’, 10.12.2024, https://www.bbc.com/news/articles/cqjzv9k8zjjo, letzter Zugriff: 15.12.2024.
BBC/Damian Zane, ‘Gold, prices, and jobs: What’s at stake in Ghana’s elections?’, 8.12.2024, https://www.bbc.com/news/articles/czd545m0qjqo, letzter Zugriff: 15.12.2024.